Teppichböden zeichnen sich nicht nur durch unterschiedliche Herstellungsverfahren aus, sie sind auch in unterschiedlichen Formaten lieferbar. Neben der klassischen Bahnenware spielt hier insbesondere die „Teppichfliese“ eine Rolle.

Bei Teppichfliesen wird unterschieden zum einen zwischen selbsthaftenden und selbstliegenden Teppichfliesen, zum anderen können sich die Teppichfliesen in ihren Abmaßen (z.B. 500 mm x 500 mm) und ihrer Form bis hin zur dreidimensionalen Verlegung unterscheiden.

In der Praxis ist der klassische, häufig auftretende Einsatzbereich der Teppichfliese insbesondere der Doppelboden oder der Hohlraumboden bzw. eine Kombination dieser beiden Untergrundkonstruktionen. Selbstliegende und selbsthaftende Teppichfliesen und Teppichfliesen, welche auf dem Untergrund lediglich „fixiert“ werden, bieten im Prinzip den Vorteil einer Wiederaufnahmeverlegung.

Zum einen bedeutet dies, dass spätere, nachträgliche Installationen im Fußboden jederzeit schnell und unkompliziert ausgeführt werden können. Zum anderen bedeutet dies jedoch auch, dass bei einer späteren Renovierung sich die Teppichfliesen problemlos aufnehmen und entsorgen lassen, bevor ein neuer Bodenbelag zum Einsatz kommt.

Als 3. Vorteil ist bei Bodenbelagelementen und somit auch Teppichfliesen immer auch die Möglichkeit der Reparatur bei Beschädigungen oder Verunreinigungen zu benennen.

Diskussionspunkt Fliesenoptik

In der Sachverständigenpraxis ist immer wieder festzustellen, dass Auftraggeber und Auftragnehmer bei der Auswahl der Produkte nicht intensiv genug auf das spätere Erscheinungsbild eingehen. Es kommt nicht selten vor, dass Endverbraucher auch bei dem Kauf bzw. der Anschaffung von Teppichfliesen davon ausgehen, dass später eine homogene fugenlose Flächenoptik entsteht.

In diesem Zusammenhang muss zunächst einmal darauf hingewiesen werden, dass keinerlei Anspruch des Endverbrauchers auf eine fugenlose Optik besteht, welche einer Bahnenware gleich kommt. Diesbezüglich ist zu beachten, dass die Sichtbarkeit der Stöße der Teppichfliesenebenen nicht allein von der handwerklichen Leistung abhängt. Die Teppichbodenkonstruktion hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss darauf, ob die Stöße der Teppichfliesenebene später auffällig sichtbar sind oder nicht.

Fehlerquellen

Nun mag die Verlegung von Teppichfliesen zunächst völlig problemlos und einfach erscheinen.

Die Praxis zeigt jedoch, dass immer wieder verlegetechnische/handwerkliche Problemstellungen auftreten, welche insbesondere im „schnellen“ Objektgeschäft zu Problemstellungen führen. In den meisten Fällen werden Teppichfliesen vor Ort „fixiert“. Die Fixierung stellt eine so genannte „Rutschbremse“ dar, jedoch keinesfalls eine feste Klebung. Es ist also beim Fixieren zum einen erforderlich, dass die Fixierung vollflächig aufgetragen und fachgerecht verarbeitet wird, was insbesondere Ablüfte- und Einlegezeit betrifft.

Zum anderen ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass ggf. kleine Stückelungen des Bodenbelages (durch geometrische Aufteilung der Räume und Verlegerichtung von Fall zu Fall unvermeidbar) keine feste Verbindung zum Untergrund hingehend aufweisen. In der Praxis kommt es häufig vor, dass sich diese Elemente dann entweder bei Nutzung/ Frequentierung verschieben oder gar, z.B. beim Einsatz eines leistungsstarken Bürstenstaubsaugers herauslösen, siehe hierzu auch Bilder 1 und 2.


Bild 1


Bild 2

Gerade bei Diagonalverlegungen und bei der Anarbeitung von z.B. Bodenkonvektoren führt die Fixierung gegenüber einer vollflächigen Klebung häufig zu Problemen, wie die Bilder 3 und 4 nochmals beispielhaft zeigen.


Bild 3

Bild 4

 

 Sichtbarkeit der Fugen

Die Sichtbarkeit der Fugen ist – wie bereits aufgeführt – in einem erheblichen Maße von der Teppichkonstruktion abhängig. So gibt es Teppichkonstruktionen und Polschichten, welche Stöße von Teppichfliesen nahezu unsichtbar machen und somit die gesamte textile Bodenbelagebene homogen gleich einer Bahnenware erscheinen lassen.

Es existieren jedoch auch Teppichkonstruktionen und Polschichten, welche eine „unsichtbare“ Verlegung der Teppichstöße schlichtweg nicht zulassen. Umso wichtiger ist es, dass die Sichtbarkeit der Stöße und die Auffälligkeit der Fugen im Rahmen der handwerklichen Leistung nicht noch verstärkt wird.

Gerade bei hochfloorigen Teppichfliesen (häufig Kreuselvelours) kommt es immer wieder zu auffälligen Optiken der Stöße/Fugen innerhalb der Teppichfliesenebene, welche auch einen handwerklichen Hintergrund haben, vgl. Bilder 5 und 6


Bild 5

Bild 6

Es ist im Rahmen der Verlegung darauf zu achten, dass das Polmaterial der Teppichfliese nicht gerade/senkrecht steht, sondern vielmehr eine Neigung aufweist. Diese Stellung/Neigung des Polmaterials führt dazu, dass eine bestimmte Verlegetechnologie erforderlich ist, um so genannte „Polklemmer“ zu vermeiden. Bei diesen „Polklemmern“ handelt es sich letztendlich um im Kantenbereich eingeklemmte Polmaterialien, welche nicht nur ein dichtes aneinanderlegen der Teppichfliesen verhindern, sondern weitergehend zu einer so genannten „V-Fuge“ führen, welche dann letztendlich gut sichtbar ist, siehe Bilder 7 und 8.


Bild 7


Bild 8

  

Gerade Verlegung

Auch bei der Verlegung von Teppichfliesen macht es Sinn, dass an einer geraden Anlegelinie bzw. einem Schnurschlag begonnen wird. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass entsprechend der normativen Vorgaben auch bei Teppichfliesen entsprechende Herstellungstoleranzen auftreten dürfen, welche bei der Abmessung (Länge und Breite) + 0,3 % auf die Nennmaße bzw. + 0,2 % in der gleichen Partie/Charge bedeuten, bei der Rechtwinkligkeit und dem geraden Verlauf der Kanten + 0,15 % in beide Richtungen.

Folgerichtig muss der Auftragnehmer Bodenbelagarbeiten damit rechnen, dass er beim Verlegen der Teppichfliesen in einem gewissen Rahmen Korrekturen vornehmen muss, was nichts weiter bedeutet, als das beim Verlegen vermittelt wird, um einen größeren Versatz zu vermeiden.

Andernfalls wird der Endverbraucher/Auftraggeber die Verlegeleistung ggf. nicht akzeptieren, wie Bilder 9 und 10 zeigen.


Bild 9


Bild 10

Anschnitte korrekt ausführen

Bei der Verlegung von Teppichfliesen ist es auch wichtig, die Anschnitte an Bauteile etc. korrekt durchzuführen. Es ist wohl einleuchtend, dass zu große Wandabstände der Teppichfliesen dazu führen können, dass die Randfugen später durch die Sockelleisten/Fußleisten nicht abgedeckt werden.

Jedoch auch zu enge Anschnitte auf Press sind zu vermeiden, da – nicht zuletzt durch die Fixierung (keine Klebung) – andernfalls Verformungen und Aufwölbungen der Teppichfliesen nicht auszuschließen sind, siehe Bilder 11 und 12.


Bild 11


Bild 12

Doppelbodenkonstruktion

Prädestiniert sind Teppichfliesen insbesondere auch für den Einsatz auf so genannten Doppelböden nach DIN EN 12825. Auch in diesem Zusammenhang muss jedoch geraten werden, dass die Doppelbodenkonstruktion vor Verlegung der Teppichfliesen geprüft und beurteilt werden.

Zum einen ist darauf zu achten, dass der Doppelbodenbauer die Doppelbodenplatten in der Höhe korrekt justiert hat, ggf. werden hier auch entsprechende Unterlagsmaterialien (Plättchen) verwendet, um spätere Höhendifferenzen zwischen den einzelnen Teppichbodenfliesen zu vermeiden, siehe hierzu auch Bilder 13 und 14.


Bild 13


Bild 14

Zum anderen ist darauf zu achten, dass sich vorhandene „Doppelbodentrassen“ nicht überproportional auf der Oberfläche der Teppichfliesen abzeichnen, wie Bild 15 zeigt.


Bild 15

Gerade Teppichfliesen werden häufig hinsichtlich der Möglichkeit, Unebenheiten zu kaschieren, überschätzt. Höhendifferenzen und Unebenheiten auf kurzen Nennmaßen können auch Teppichfliesen nicht schadenfrei und schon gar nicht unsichtbar übernehmen.

Spätere klebetechnische Maßnahmen (z.B. durch den partiellen Einsatz von Klebebändern) entsprechen nicht den anerkannten Regeln des Fachs/der Technik und ggf. auch nicht der Auftraggeberforderung im Leistungsverzeichnis, wie die Bilder 16 und 17 beispielhaft zeigen.


Bild 16


Bild 17

Gerade bei Doppelböden – welche für spätere Installationen und Wartungsarbeiten vorgesehen sind – wird von Seiten des iff-Institut für Fußbodenbau empfohlen, eine Beratung und Aufklärung des Bauherrn/Auftraggebers durchzuführen.

Werden später Bodenöffnungen durch Elektroinstallateure oder andere Gewerke durchgeführt, so ist davon auszugehen, dass spezielle Kenntnisse über Teppichböden nicht vorhanden sind. Dies führt in der Praxis häufig zu Beschädigungen der Teppichfliesen oder zu einem richtungsverkehrten Einbau, was dann wiederum zu „lästigen“ Beanstandungen beim Bodenleger führt, siehe Bild 18.


Bild 18

Bewegungsfugen?

Häufig werden auch technische Sachverhalte wie z.B. das Übernehmen von Bewegungsfugen in den Nutzbelag bei Teppichfliesen ignoriert.

In diesem Zusammenhang kann durch den Verfasser nur darauf hingewiesen werden, dass auch bei fixierten Teppichfliesen Bewegungen des Untergrundes zu dramatischen Fugenöffnungen führen können, insbesondere dann, wenn Bewegungsfugen im Untergrund nicht berücksichtigt wurden, siehe hierzu Bilder 19 bis 21.


Bild 19


Bild 20


Bild 21

Verunreinigungen/Boden schützen

Wie bei jedem textilen Bodenbelag ist es auch bei Teppichfliesen von enormer Wichtigkeit, dass die Leistung nach Fertigstellung oder ggf. auch schon im Rahmen der Durchführung vor anderen Gewerken und Verunreinigungen geschützt wird.

Dies bedeutet, dass rechtzeitig Schutzabdeckungen eingebaut oder ggf. auch vorgeschlagen werden. Auch bei dem Auftrag von Fixierungen ist darauf zu achten, dass die Verlegewerkstoffe nicht auf das Polmaterial des textilen Bodenbelages gelangen. Das abschließende Bild 22 zeigt das Beispiel der Verlegung einer „weißen“ Teppichfliese, welche im Kantenbereich durch die Fixierung verunreinigt wurde.


Bild 22

Fazit/Zusammenfassung

Teppichfliesen werden im Objektgeschäft und insbesondere im Bürobereich häufig eingesetzt und erfreuen sich hier durchaus großer Beliebtheit. Ursache hierfür sind die technischen Möglichkeiten und Vorteile, welche Teppichfliesen gegenüber herkömmlicher Bahnenware durchaus bieten.

Neben der Wiederaufnahmeverlegung und dem Zugang für nachträgliche Installationen bzw. Wartungsarbeiten ist in diesem Zusammenhang auch zu berücksichtigen, dass bei Beschädigungen und Verunreinigungen ein partieller und unproblematischer Austausch der Teppichfliesen durchaus möglich ist.

Die Sachverständigenpraxis im iff zeigt jedoch, dass auch bei der Verlegung von Teppichfliesen letztendlich der „Profi“ gefordert ist. Unabdingbar sind beim Ausführenden Kenntnisse über Teppichkonstruktionen und Untergrundvorbereitungsmaßnahmen von erheblicher Bedeutung.

Es wird abschließend durch den Verfasser darauf hingewiesen, dass unabhängig der Materialdicke der Teppichfliese und der Oberflächengestaltung des Polmaterials Unregelmäßigkeiten des Untergrundes nicht uneingeschränkt kaschiert werden können. Auch Teppichfliesen und insbesondere die Fixierung (deutlich geringere Klebekraft als eine Klebung) machen letztendlich eine sach- und fachgerechte Untergrundvorbereitung erforderlich.

Technische Sachverhalte wie Bewegungsfugen oder Gebäudetrennfugen sind wie bei anderen Bodenbelägen auch uneingeschränkt zu berücksichtigen. Bei der Verlegung von Teppichfliesen ist insbesondere darauf zu achten, dass an einer Anlegelinie/einem Schnurschlag begonnen wird und dass ggf. vorhandene Toleranzen der Maßhaltigkeit der Teppichfliesen im Rahmen der Verlegung erkannt und korrigiert werden.

„Last but not least“ ist zu beachten, dass das Polmaterial der Teppichfliesen eine definierte Neigung aufweist, so dass bei der Verlegung von Teppichfliesen auf eine geeignete Technologie und Verlegerichtung zu achten ist.