Bei Druckstellen bzw. Verformungen in elastischen Bodenbelägen handelt es sich nach wie vor um einen häufig auftretenden Beanstandungspunkt im Rahmen der Abnahme oder Nutzung von elastischen Bodenbelagebenen.

Dies ist sicherlich unterschiedlichen Faktoren zuzurechnen, wobei zu beachten ist, dass moderne elastische Bodenbeläge häufig vergleichsweise optisch empfindliche Oberflächen aufweisen und weitergehend die gegenwärtige Bauart mit bodentiefen Fenstern regelmäßig zu Betrachtungen der Bodenbelagebenen im Gegen-/Streiflicht führen.

Bei der Beurteilung von Druckstellen/Verformungen sind deshalb in erster Linie selbstverständlich die Gegebenheiten vor Ort, die Art der Nutzung bzw. die Verformung verursachende Belastung und die handwerkliche Verlegeleistung (Klebstoffauftrag, Klebstoffmenge etc.) zu berücksichtigen, aber auch materialspezifische Eigenschaften der Bodenbeläge und hieraus resultierende technische Anforderungen.

Prüfung des Resteindruckverhaltens

Die Prüfung des Resteindruckverhaltens an elastischen Bodenbelägen erfolgt gemäß DIN EN ISO 24343-1 „Elastische und Laminat-Bodenbeläge – Bestimmung des Eindrucks und des Resteindrucks – Teil 1: Resteindruck (Deutsche Fassung EN ISO 24343-1:2012) (ehemals nach EN 433). In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass das Resteindruckverhalten eine technische Eigenschaft des Bodenbelages im Lieferzustand darstellt und somit am unverlegten Belag geprüft wird.

Folgerichtig ist eine direkte Übertragung ohne Einschränkung auf den verlegten bzw. vollflächig geklebten Bodenbelag im jeweiligen Projekt/Bauvorhaben nicht möglich. Für elastische Bodenbeläge wird in den jeweiligen Produktnormen beispielsweise folgendes Resteindruckverhalten angegeben:

Bodenbelag normativer zulässiger Resteindruck
Linoleum < 0,15 mm bei < 3 mm Gesamtdicke

< 0,20 mm bei < 4 mm Gesamtdicke

PVC < 0,10 mm
Gummi < 0,20 mm bei < 3 mm Gesamtdicke

< 0,25 mm bei > 3 mm Gesamtdicke

CV < 0,35 mm bei Klasse 21 – 31

< 0,20 mm bei Klasse 32 – 42

Im Rahmen der labortechnischen Prüfmaßnahmen wird der Bodenbelag nach einer Vorlast von 3,0 N + 0,3 N mit einer Gesamtlast von 500 N + 0,5 N über einen geraden, zylinderförmigen Druckstempel aus Stahl mit einem Durchmesser von 11,30 mm + 0,05 mm (Fläche = 100 mm²) belastet.

Nach einer 150-minütigen Belastung erfolgt ebenfalls eine 150-minütige Entlastung. Der Resteindruck ergibt sich dann aus der Ursprungsmessung der Gesamtdicke des Bodenbelages und der Dicke des Bodenbelages nach 150 Minuten Entlastung. Die nachfolgende Grafik 1 zeigt beispielhaft die Durchführung der Prüfung hinsichtlich des Resteindruckverhaltens:


Grafik 1

Folgerichtig zeigen die zulässigen Resteindruckverhalten in den jeweiligen Produktnormen, dass bei sowohl statischen Lasten als auch dynamischen Lasten mit Druckstellen/Verformungen grundsätzlich zu rechnen ist. Eine Faustregel für elastische Bodenbeläge besagt hierbei, dass stationäre Lasten ab > 3 N/mm² und dynamische Lasten ab > 5 N/mm² als kritisch anzusehen sind.

Einfluss der Verlegung

Das zuvor beschriebene Resteindruckverhalten des Bodenbelages kann sich jedoch in verlegtem und insbesondere vollflächig geklebtem Zustand verändern, da im Rahmen der Nutzung und Verarbeitung unterschiedliche Faktoren eine ergänzende Rolle spielen. Werden z. B. Bodenbeläge auf Trittschallunterlagen etc. verlegt, so ist zu berücksichtigen, dass auch das Unterlagsmaterial ein Verformungspotential aufweist.

Insofern kann an eine elastische Bodenbelagebene auf Trittschallunterlage nicht die gleiche Anforderung hinsichtlich des Resteindruckverhaltens gestellt werden, als dies bei einem z. B. direkt auf dem gespachtelten Untergrund geklebten Bodenbelag der Fall ist. Hinzu kommt, dass auf Unterlagen in aller Regel ein Haftklebeverfahren eingesetzt wird, während auf einem gleichmäßig und vollflächig gespachtelten Untergrund ein so genanntes Nassklebeverfahren anwendbar ist.

Folgerichtig ist beim Haftklebeverfahren auch das Verformungspotential des Dispersionsklebstoffs größer als dies bei dem Nassklebeverfahren der Fall wäre. Weitergehend hat der Bodenleger einen Einfluss auf das Verformungspotential der vollflächigen Klebung.

Wird z. B. die Ablüftezeit eines insbesondere Haftklebstoffs „ausgereizt“ und der Klebstoff steht in Riefenstruktur unter dem Bodenbelag, so ist folgerichtig mit größeren Verformungen zu rechnen, als wenn der Klebstoff als Klebstofffilm und somit in geringerer Höhe unter dem Bodenbelag vorhanden ist, siehe hierzu beispielhaft Bilder 1 und 2.


Bild 1

 
Bild 2

Zu beachten ist selbstverständlich auch durch den Bodenleger die korrekte Klebstoffmenge und somit die Verwendung der richtigen und vom Hersteller empfohlenen Zahnung, bei PVC-Bodenbelägen z. B. in der Regel A1 oder A2.

Eine zu hohe Klebstoffmenge führt selbstverständlich auch zu einem erhöhten Verformungspotential des Klebstoffs. Zur Reduzierung des Resteindruckverhaltens bieten unterschiedliche Hersteller verschiedene, faserverstärkte Dispersionsklebstoffe an.

Das Bild 3 zeigt ein Beispiel dafür, wie bei einem homogenen PVC-Bodenbelag zum einen die Klebstoffmenge und die Ablüftezeit überschritten wurde, zum anderen jedoch auch durch den Nutzer eine zu frühe Belastung der Flächen stattgefunden hat.


Bild 3

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Dispersionsklebstoffe in aller Regel eine ca. 72-stündige Aushärtezeit benötigen. Eine zu frühe Belastung der Bodenbelagebene durch schwere Möbel etc. kann also folgerichtig – wenn der Klebstoff seine Endfestigkeit noch nicht erreicht hat – ebenfalls zu einem erhöhten Eindruckverhalten führen. Folgerichtig kann auch ein ungeeigneter Möbelfuß oder ein Möbelfuß mit einer zu geringen Auflage zu deutlich sichtbaren Verformungen im elastischen Bodenbelag führen, siehe hierzu Bilder 4 und 5.


Bild 4


Bild 5

Dynamische Lasten

Bei dynamischen Lasten denken viele sofort an Flurförderfahrzeuge und vergleichbare fahrbare Geräte/Maschinen. Aus der Sachverständigenpraxis ist jedoch bekannt, dass auch in anderen Bereichen dynamische Lasten häufig zu einem erheblichen Verformungspotential führen, so z. B. durch Krankenhausbetten in Krankenhäusern.

Ein neues und modernes Krankenhausbettensystem stellen die so genannten „Lafetten“ dar. Hierbei werden die Krankenhausbetten auf fahrbaren/mobilen Untergestellen zwischen den einzelnen Krankenhausstationen und Patientenzimmern transportiert, siehe Bild 6.


Bild 6

Im jeweiligen OP ist es dann möglich, die Krankenhausbetten ohne großen Kraftaufwand auf die jeweiligen, stationär vorhandenen Unterkonstruktionen zu platzieren, wie Bild 7 zeigt.


Bild 7

Die durch die umfangreiche Technik schweren Krankenhausbetten (Lafetten) führen nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung des Gewichtes der jeweiligen Person eine erhebliche sowohl statische als auch dynamische Last auf den elastischen Bodenbelag aus.

Das Bild 8 zeigt beispielsweise die Laufrollen eines Krankenhausbettes/einer Lafette mit vergleichsweise schmaler Auflage.


Bild 8

Auf dem Bild 9 deutlich zu erkennen, führen allein die Laufrollen zu deutlichen Druckstellen innerhalb der fachgerecht verlegten, elastischen Bodenbelagebene.


Bild 9

Ergänzend kommt hinzu, dass unabhängig der Laufrollen im OP auch die ringförmigen Auflageflächen des Untergestells der Lafette auf den elastischen Bodenbelag pressen und ebenfalls Druckstellen/Verformungen hinterlassen, siehe auch Bild 10.


Bild 10

Teilweise werden durch das Krankenhausbett bzw. die „Lafette“ auch kerbenartige Verformungen in den elastischen Bodenbelag gepresst, siehe hierzu auch Bild 11.


Bild 11

Vertiefungen bzw. Druckstellen innerhalb des elastischen Bodenbelages von > 0,3 mm stellen hierbei keine Seltenheit dar und sind folgerichtig insbesondere im Gegen-/Streiflicht, also bei Blickrichtung gegen die Fensterfront oder andere Beleuchtungskörper, deutlich sichtbar, wie Bild 12 belegt.


Bild 12

Weitere Einflüsse vor Ort

Selbstverständlich sind bei allen materialspezifischen Eigenschaften der Produkte, handwerklichen Leistungen Nutzungsbedingungen auch weitere Einflüsse, wie Reinigung und Pflege, bauphysikalische Einflüsse etc., nicht zu vergessen.

So ist es durch Feuchtigkeitseinwirkung in einem Bauvorhaben zu einem „Erweichen“ eines 15 Jahre alten Linoleumbodenbelages gekommen. Folgerichtig haben Punktlasten durch Bestuhlung und vergleichbare dynamische Lasten zu erheblichen Druckstellen auf der Oberfläche des Linoleumbodenbelages geführt, wie das abschließende Bild 13 belegt.


Bild 13

Fazit/Zusammenfassung

Das Resteindruckverhalten von elastischen Bodenbelägen ist eine technische Anforderung, welche in den jeweiligen Produktnormen für die unterschiedlichen Beläge entsprechend klassifiziert ist. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine technische Anforderung handelt, welche den Lieferzustand des Bodenbelages darstellt.

Unabhängig davon zeigen die Anforderungen und Toleranzen, dass elastische Bodenbeläge aufgrund ihrer materialspezifischen Eigenschaften bei statischen sowie dynamischen Lasten ein definiertes Verformungspotential aufweisen. Einen weiteren Einfluss auf das Verformungsverhalten hat jedoch auch die Art der Nutzung und die handwerkliche Leistung des Bodenlegers vor Ort.

Dies bezieht sich insbesondere aus schwere Lasten und die Verarbeitung des z. B. Dispersionsklebstoffs. Jedoch auch unterschiedliche Systemaufbauten, so z. B. Trittschalldämmunterlagen unter elastischen Bodenbelägen, haben einen signifikanten Einfluss auf das Resteindruckverhalten.

Insofern müssen zum einen Beanstandungen von Druckstellen und Verformungen in den elastischen Bodenbelagebenen durch den Endverbraucher/Nutzer nicht zwangsläufig „berechtigt“ oder „unberechtigt“ sein.

Zum anderen ist es von Fall zu Fall immer wieder erforderlich, die Gegebenheiten vor Ort und den Aufbau der Fußbodenkonstruktion insgesamt gesehen zu prüfen, bevor eine endgültige Beurteilung der Sachverhalte möglich ist. In jedem Fall stellt sich jedoch zusätzlich auch die Frage, ob bzw. inwieweit eine Aufklärung des Kunden/Endverbrauchers bzw. Nutzers im Vorfeld Sinn macht oder erforderlich ist, um sich über das spätere Erscheinungsbild der elastischen Bodenbelagebene je nach Nutzung im Klaren zu sein.

Gerade der Laie (Endverbraucher/Nutzer) verbindet Druckstellen und Verformungen in aller Regel mit einem unzureichenden Strapazierwert des Bodenbelages. Er kann nicht wissen, dass auch hoch strapazierfähige Bodenbeläge ein Verformungspotential aufweisen.

In der Praxis ist immer wieder feststellbar, dass bei Beanstandungen hinsichtlich Druckstellen/Verformungen das Problem insbesondere in der Argumentation und Kommunikation liegt, weniger in den technischen Eigenschaften der Produkte und der handwerklichen Leistung/Ausführung.